Darum sind befristete Mietverträge eine echte Plage

Die Wohnung schön eingerichtet, die Kinder im Verein gut untergebracht und selbst die Nachbar:innen sind okay. In dieser Wohnung könnte man bleiben. Wenn da nicht das Damoklesschwert mit der Befristung wäre.

Eigentlich wäre es ein Platz zum Bleiben. Herr F. ist alleinerziehend und lebt seit zwei Jahren in
einer privat vermieteten Wohnung im sogenannten Linzer Speckgürtel. Eine gute Wohngegend, mit
auch richtig teuren Wohnungen. „Mir war schon bewusst, dass der Mietvertrag auf drei Jahre befristet
ist. Nur find mal was anderes, bei den Preisen!“, sagt der Angestellte. Herr F. steht in dieser Geschichte
als zusammenfassendes Beispiel für viele Mieter:innen.

Dreh- und Angelpunkt Wohnung

Kommendes Jahr läuft die Befristung seines Mietvertrages aus. Ob und wie es dann weitergeht, weiß
Herr F. noch nicht wirklich. Eine Wohnung zu finden, die er sich leisten kann, stellt er sich nicht einfach vor. Immerhin sind die Mietpreise in den letzten Jahren durch die Decke gegangen. Zu wohnen bedeutet mehr, als nur ein Dach über dem Kopf zu haben. Das ganze Leben spielt sich um diesen
Dreh- und Angelpunkt ab. Die Kinder sind in der Schule, haben dort Freund:innen gefunden.
Besonders, wenn man von weiter her zuzieht, baut man sich ein Netzwerk aus Bekannten
auf und schließt auch Freundschaften. Kommt dann das Ende des Mietvertrages, heißt es nicht nur,
eine neue Wohnung zu finden und seine Sachen zu packen, sondern oft auch, „seine Zelte abzureißen“
und womöglich weit weg noch mal von vorne anzufangen.


Viele Mietverträge sind befristet

Die Ungewissheit, wie es mit der Wohnung weitergeht, plagt viele Menschen. Vier von zehn der in
Privatmiete Wohnenden in OÖ haben einen befristeten Mietvertrag. Besonders junge
Menschen unter 29 Jahren und jene mit geringem Einkommen sind besonders
häufig von befristeten Mietverträgen betroffen. Zwei Drittel der Mietverträge sind
aktuell mit bis zu drei Jahren befristet. Das zeigen Zahlen des AK Wohnzufriedenheitsindex.
Und noch mehr: Befristete Mietverhältnisse können mehrmals hintereinander verlängert werden.
So berichtet ein Viertel der Befragten davon, dass ihr Mietvertrag bereits zweimal verlängert wurde.
Was damit einhergeht: Bei sechs von zehn Befragten wurde die Miete im Zuge der Verlängerung
erhöht. Da kann es schon passieren, dass man plötzlich 20 Prozent mehr Miete zahlt. Einfach so, nach
dem Motto „friss oder stirb“.

Ungleiche Machtverteilung beim Wohnen

Mieter:innen akzeptieren das aus mehreren Gründen. Oft ist das ungleiche Machtverhältnis zwischen
Vermieter:innen und Mieter:innen ausschlaggebend. Wer will schon im Extremfall in einer Notunterkunft landen? Gleich danach kommt: Ein Umzug verursacht erhebliche Kosten und auch das soziale Umfeld möchte kaum jemand verlassen. Schließlich wirken befristete Mietverträge zusätzlich auf den gesamten Mietmarkt, weil sie die Mietpreise nach oben treiben. Die Bundesregierung plant nun, die Dauer der Mindestbefristungen bei den Mietverträgen von aktuell drei auf fünf Jahre raufzusetzen. Das ist grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung, den die Arbeiterkammer Oberösterreich begrüßt. Ziel muss es jedoch sein, nur noch unbefristete Mietverträge zuzulassen.

Darauf hofft auch Herr F., der gerne in der Wohnung bleiben möchte. Ein unbefristeter Mietvertrag würde seine Lebenssituation um einiges einfacher machen.

Die Story erschien im AK-Report 3/2025.