Lesetandem wirkt auf Lebenswege

Gemeinsam eine Stunde lang pro Woche mit einem Volksschulkind lesen. Das kann Bildungswege und das Zusammenleben positiv beeinflussen.

Rund 800.000 Menschen beherrschen nach Schätzungen der UNESCO in Österreich die Schriftsprache nicht gut genug, um sinnerfassend zu lesen. Das schließt sie aus wichtigen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens aus und erschwert ihnen das persönliche und berufliche Fortkommen.
Genau hier setzt das 2021 mit dem OÖ Landespreis für Integration ausgezeichnete Projekt Lesetandem an. Das Prinzip ist einfach: Ein Erwachsener liest einmal pro Woche eine Stunde lang mit einem Kind zumindest ein Semester lang. Das Angebot für Kinder zwischen sieben und dreizehn Jahren kann jedoch noch mehr.

Freundschaften für das ganze Leben

„Wir haben Lesementorinnen, die zu Freundinnen der Familien geworden sind. Das hat sich auf die
zukünftigen Bildungswege der jungen Menschen sehr, sehr positiv ausgewirkt“, erklärt Fatima Malic vom Verein für interkulturelle Begegnung und Kulturvermittlung (ibuk), der das Projekt seit über zehn Jahren anbietet. Emma Darieva engagiert sich seit ein paar Monaten als Lesementorin und war früher selbst „Lesekind“. Nachdem sie heuer die Matura geschafft hat, möchte sie Mechatronik studieren. „Ich bin deshalb Lesementorin geworden, weil ich mit dem, was ich gerne mache, anderen helfen kann. So wie mir geholfen wurde“, sagt sie. Gemeinsam mit ihrem „Lesekind“ liest sie jede Woche in einer Linzer Schule.
Ganz klar geht es dabei nicht immer bierernst zu. Spaß, Freude und der passende Lesestoff sind wichtige Bestandteile der Lesestunden.

Lesementoren herzlich willkommen!

Etwa 150 Lesementorinnen und Lesementoren sind in ganz Oberösterreich aktiv und lesen regelmäßig mit über 200 Kindern. Dabei ist die Warteliste lang. „Wer gerne liest, Kindern Perspektiven und gerechte Bildungschancen ermöglichen möchte, hat das Zeug, ein guter Lesementor zu werden“, sagt Fatima Malic. Das Team von ibuk bietet den Freiwilligen neben einer gründlichen Einschulung und einer abwechslungsreichen Bibliothek auch regelmäßige Vernetzungstreffen zum Austausch von Erfahrungen, Tipps und Hilfestellung untereinander sowie Seminare und Workshops zu Pädagogik an. „Wir und die Lesekinder auf der Warteliste freuen uns darauf, noch mehr Freiwillige für gute Lesekompetenz gewinnen zu können“, so Fatima Malic. Zukünftige Lesementoren/-innen informieren sich auf der Webseite ww.ibuk.at oder melden sich gleich per E-Mail an lesetandem@ibuk.at.

Erschienen in AK Report Nr. 2/März 2023.